Warum auf Spiekeroog echter Wettbewerb herrscht – und weshalb das kein Widerspruch zu echter Zusammenarbeit ist
Auf Spiekeroog gibt es viele besondere Geschäfte – jedes mit eigenem Charakter, Sortiment und Stil. Was viele Urlaubsgäste dabei nicht sehen: Im Hintergrund findet auf engstem Raum ein echter Verdrängungswettbewerb statt. Denn die meisten Gäste haben ein begrenztes Urlaubsbudget – und jede Einzelhändler*in hofft, ein kleines Stück davon für sich zu gewinnen.
Besonders in der Hauptsaison ist das spürbar: Der Ort ist voll, aber die Zeit bleibt begrenzt – und nicht jeder Laden bekommt automatisch Aufmerksamkeit. Wenn Entscheidungen getroffen werden müssen: Hier essen oder dort einkaufen? Mitbringsel oder Lieblingspulli? Käse oder Kerzen?
🛍️ Konkurrenz auf 6 Quadratkilometern
Die Insel ist klein. Der Wettbewerb ist groß.
Mit jedem neuen Geschäft oder Restaurant verschiebt sich etwas.
Sortimente ähneln sich. Preise werden verglichen. Marken tauchen an mehreren Orten auf.
Manches wird kopiert – bewusst oder unbewusst. Das ist Realität. Und manchmal auch schmerzhaft.
Denn wer ein Geschäft betreibt, weiß:
Jede Sortimentsentscheidung ist ein Risiko.
Jeder Quadratmeter Verkaufsfläche kostet.
Und jeder Artikel, der liegen bleibt, ist eine Investition ohne Rücklauf.
🚫 Nicht alle ziehen mit
Nicht alle auf der Insel entscheiden sich für Offenheit und Austausch.
Manche orientieren ihr Sortiment auffallend nah an bestehenden Konzepten, übernehmen Produkte oder Lieferanten – ohne Rücksprache, ohne Dialog.
Das ist legitim.
Aber es erschwert das Miteinander.
Denn jede vermeidbare Überschneidung erzeugt zusätzlichen Druck – und verhindert, dass sich Vielfalt wirklich entfalten kann.
Besonders herausfordernd wird es, wenn wirtschaftliche Strukturen eng miteinander verwoben sind. Auf einer kleinen Insel ist es kaum zu vermeiden, dass Wettbewerb, Versorgung und Logistik an bestimmten Stellen aufeinandertreffen. Wenn dann Offenheit fehlt, entstehen Spannungen – nicht nur im Sortiment, sondern auch im Vertrauen.
Dabei haben wir auf Spiekeroog eigentlich ein riesiges Glück:
Viele Geschäfte werden hier noch persönlich geführt.
Hinter der Ladentheke stehen Menschen, die mit viel Liebe auswählen, was in ihr Regal kommt, und ihre Kund*innen noch beim Namen kennen.
Wir haben keine anonymen Ketten oder gesichtslosen Filialisten, wie man sie aus klassischen Einkaufsstraßen kennt. Und auch wenn inzwischen manche größeren Anbieter auf der Insel dazu übergehen, ihr Angebot immer stärker auf typische Geschenk-, Deko- oder Lifestyleartikel auszurichten, bleibt unser Wunsch bestehen: Vielfalt statt Austauschbarkeit.
Denn gerade dort, wo Sortimentsideen ohne Kontext übernommen werden, wo Persönliches durch Beliebiges ersetzt wird, geht das verloren, was unsere Insel eigentlich ausmacht: Handschrift. Haltung. Herz.
Gerade diese persönliche Note ist es, die Spiekeroog besonders macht.
Und genau deshalb wünschen wir uns mehr Miteinander –
nicht nur im Gespräch, sondern auch in der Haltung.
🤝 Unsere Haltung: Miteinander statt gegeneinander
Im INSELWiNKEL setzen wir bewusst auf Kooperation statt Konkurrenzdenken.
Ein Beispiel dafür ist unsere enge Verbindung mit Le Thu Le von 2. Heimat.
Was als lockerer Austausch begann, ist längst eine verlässliche Zusammenarbeit.
Gemeinsam werden Veranstaltungsideen entwickelt, Lieferant*innen weiterempfohlen, Sortimentsüberschneidungen offen besprochen.
Und weil Le keinen eigenen Onlineshop betreibt, sind ausgewählte Produkte von 2. Heimat inzwischen direkt bei uns im Shop erhältlich.
Auch mit Silke und Jochen Bellstedt vom Inselkontor verbindet uns ein offener Austausch.
Wir durften sie beim Aufbau ihres neuen Onlineshops und bei der Umstellung auf das Shopify Kassensystems unterstützen – weil wir überzeugt sind: Gegenseitige Hilfe ist auf einer Insel kein Bonus, sondern Selbstverständlichkeit.
Ein Teil unseres Sortiments lebt sogar direkt von Inselverbindungen:
Unser Baguette stammt von der Inselbäckerei Gerdes,
unsere Blumen kommen von Gabi's Lütte Huss direkt gegenüber,
und unser preisgekrönter INSELWiNKEL Sanddornlikör wird sowohl bei Vinh als auch bei Verena & Jan in der Giftbude ausgeschenkt – worauf wir sehr stolz und dankbar sind.
Ein ganz besonderes Beispiel für ein gelungenes Miteinander ist auch die. Zusammenarbeit mit Frauke Strothmann vom Islandhof Spiekeroog.
Regelmäßig veranstaltet sie Abendritte, bei denen unser Käse und Wein in ganz besonderer Atmosphäre mit Islandpferden am Strand genossen werden können.
Viele Gäste kommen am nächsten Tag zu uns ins Geschäft – weil sie nicht nur etwas geschmeckt, sondern etwas erlebt haben.
Denn genau diese Details bleiben in Erinnerung – und verbinden uns alle. Sie sind Ausdruck eines Verständnisses, das auf Vertrauen basiert – und auf dem Willen, gemeinsam etwas Gutes für den Ort zu schaffen.
🎯 Wettbewerb anerkennen – Haltung bewahren
Der Wettbewerb verschwindet dadurch nicht.
Aber er wird neu gerahmt.
Nicht als Kampf, sondern als Realität, mit der man respektvoll umgehen kann.
Nicht als Problem, sondern als Ansporn für bessere Entscheidungen.
Nicht als Blockade, sondern als Chance zur Profilierung.
Denn die Frage ist nicht, ob es Wettbewerb gibt – sondern, wie man ihm begegnet.
🌈 Vielfalt als Stärke – nicht als Bedrohung
Ein Bummel durch die Geschäfte von Spiekeroog zeigt: Vielfalt ist da.
Wer genau hinschaut, erkennt hinter den Sortimenten Handschriften.
Hinter den Regalen Entscheidungen.
Und hinter jeder Verpackung eine Geschichte.
Dass all das nebeneinander bestehen kann, ist keine Selbstverständlichkeit –
gerade dann nicht, wenn Markt, Logistik und Wettbewerb eng miteinander verknüpft sind.
Aber genau deshalb braucht es mehr denn je:
Profil. Dialog. Und die Bereitschaft, Unterschiede nicht als Konkurrenz zu sehen – sondern als Bereicherung.
Uns persönlich spornt dieser Wettbewerb sogar an.
Jahr für Jahr geben wir Gas, um unser Geschäft weiterzuentwickeln, neue Produkte zu entdecken und unseren Platz auf der Insel immer wieder mit Leben zu füllen.
Und dabei wissen wir:
Wir sind nicht allein.
Wir schätzen unsere Händlerinnen-Kolleginnen sehr.
Wir sind froh, dass sie da sind.
Denn nur gemeinsam entsteht ein Ort, der auch für Gäste attraktiv bleibt –
lebendig, vielfältig und einzigartig.
Am Ende zählt genau das:
Dass alle, die hier Urlaub machen, eine richtig gute Zeit haben.
4 Kommentare
Maja
Moin,
meine Familie und ich sind inzwischen schon vier Mal im Jahr auf der Insel und kommen immer gerne bei Euch vorbei, auch bei Le. Und das nicht nur einmal ;-). Ihr habt einfach eine super Auswahl an sehr gutem Käse und sogar meinen Lieblingswein (da habe ich wirklich gestaunt). Manchmal habt ihr im Winter zu gehabt; das ist sicherlich schade, aber ich erwarte keine permanente Erreichbarkeit. Und wenn man als Urlauber traurig darüber ist (und nicht verärgert), dann macht Ihr definitiv was richtig. Auch im Stress: immer freundlich und nett. Bis bald, liebe Grüße, Maja.
Moin,
meine Familie und ich sind inzwischen schon vier Mal im Jahr auf der Insel und kommen immer gerne bei Euch vorbei, auch bei Le. Und das nicht nur einmal ;-). Ihr habt einfach eine super Auswahl an sehr gutem Käse und sogar meinen Lieblingswein (da habe ich wirklich gestaunt). Manchmal habt ihr im Winter zu gehabt; das ist sicherlich schade, aber ich erwarte keine permanente Erreichbarkeit. Und wenn man als Urlauber traurig darüber ist (und nicht verärgert), dann macht Ihr definitiv was richtig. Auch im Stress: immer freundlich und nett. Bis bald, liebe Grüße, Maja.
Dorothea Honefeld
Moin,
wieder ein ganz toller Beitrag und Einblick in euer Inseleben. Gerade die Alleinstellungsmerkmale eurer Geschäfte ist so besonders. Aber ich vermisse so sehr den Inselzauber mit den wunderschönen Büchern und kreativen Artikeln. Aber zum Glück finde ich immer noch in jeder Inselzeit schöne Geschenkideen.
Moin,
wieder ein ganz toller Beitrag und Einblick in euer Inseleben. Gerade die Alleinstellungsmerkmale eurer Geschäfte ist so besonders. Aber ich vermisse so sehr den Inselzauber mit den wunderschönen Büchern und kreativen Artikeln. Aber zum Glück finde ich immer noch in jeder Inselzeit schöne Geschenkideen.
Andreas
Moin Georg,
vielen Dank für deinen Kommentar – und für deinen Blick hinter die Kulissen. Es tut gut, wenn jemand wie du nicht nur die schöne Urlaubsstimmung wahrnimmt, sondern auch spürt, wie viel echtes Herzblut und manchmal auch stille Anstrengung dahintersteckt.
Du hast es sehr treffend beschrieben: In der Nebensaison ist der Austausch entspannter, und es bleibt Raum für Gespräche, die über den Verkauf hinausgehen. Diese ruhigeren Zeiten empfinden auch wir oft als die wertvolleren.
Und ja – was das Miteinander unter den Betrieben angeht, gibt es Licht und Schatten. Natürlich gibt es Kolleg*innen, mit denen wir gerne zusammenarbeiten. Aber es gibt eben auch Konkurrenzdenken, Rückzug und leider manchmal Neid. Viele sehen vor allem sich selbst – besonders wenn’s eng wird.
Das offen anzusprechen, ist schwierig. Denn wer Missstände benennt, gilt schnell als Nestbeschmutzer. Dabei ist es oft nicht Kritik an der Insel oder den Menschen, sondern ein Wunsch nach mehr Offenheit, mehr Zuhören, mehr gemeinsamem Denken. Nur leider fehlt dafür häufig die Bereitschaft oder einfach die Zeit im Alltag.
Auch bei den Ruhetagen in der Gastronomie zeigt sich das: Es ist kein böser Wille, sondern schlicht das Ergebnis von fehlender Kommunikation – und oft auch von Erschöpfung.
Deshalb: Danke, dass du auch im Winter kommst. Danke für dein ehrliches Interesse. Und danke für dein Lob – unser Gin freut sich. 😉
Beste Grüße von der Insel 💚
Andreas vom INSELWiNKEL
Moin Georg,
vielen Dank für deinen Kommentar – und für deinen Blick hinter die Kulissen. Es tut gut, wenn jemand wie du nicht nur die schöne Urlaubsstimmung wahrnimmt, sondern auch spürt, wie viel echtes Herzblut und manchmal auch stille Anstrengung dahintersteckt.
Du hast es sehr treffend beschrieben: In der Nebensaison ist der Austausch entspannter, und es bleibt Raum für Gespräche, die über den Verkauf hinausgehen. Diese ruhigeren Zeiten empfinden auch wir oft als die wertvolleren.
Und ja – was das Miteinander unter den Betrieben angeht, gibt es Licht und Schatten. Natürlich gibt es Kolleg*innen, mit denen wir gerne zusammenarbeiten. Aber es gibt eben auch Konkurrenzdenken, Rückzug und leider manchmal Neid. Viele sehen vor allem sich selbst – besonders wenn’s eng wird.
Das offen anzusprechen, ist schwierig. Denn wer Missstände benennt, gilt schnell als Nestbeschmutzer. Dabei ist es oft nicht Kritik an der Insel oder den Menschen, sondern ein Wunsch nach mehr Offenheit, mehr Zuhören, mehr gemeinsamem Denken. Nur leider fehlt dafür häufig die Bereitschaft oder einfach die Zeit im Alltag.
Auch bei den Ruhetagen in der Gastronomie zeigt sich das: Es ist kein böser Wille, sondern schlicht das Ergebnis von fehlender Kommunikation – und oft auch von Erschöpfung.
Deshalb: Danke, dass du auch im Winter kommst. Danke für dein ehrliches Interesse. Und danke für dein Lob – unser Gin freut sich. 😉
Beste Grüße von der Insel 💚
Andreas vom INSELWiNKEL
Georg
Moin, ich als langjähriger Gast auf der schönsten Insel der Welt empfinde beim Bummel durch das Dorf viel Gemeinsamkeiten und ein Gefühl des “Aufgenommenseins”.
Die Betreiber, ob angestellt oder selbstständig sind sehr freundlich, der ein oder andere erkennt einen wieder. Die Atmosphäre ist eigentlich immer sehr schön.
Nun ist unsere Lieblingsurlaubszeit zwischen Oktober und März, außerhalb der Hauptsaison. Natürlich ist der Stressfaktor für Euch in dieser Zeit deutlich geringer und ihr habt einfach mal Zeit für einen netten Ausstausch.
Aufgefallen ist mir, dass es zwischen den Gastronomen offentsichtlich keine Absprache über die Ruhetage gibt. Aber, solange eine Kneipe und ein Restaurant in der saisonschwachen Zeit geöffnet hat ist alles gut.
Ich muß zweimal im Jahr auf die Insel kommen um neue Kraft zu tanken und freue mich über jeden geöffneten Laden.
Liebe Grüße
Georg
PS euer InselWinkel Gin ist der Brüller!
Moin, ich als langjähriger Gast auf der schönsten Insel der Welt empfinde beim Bummel durch das Dorf viel Gemeinsamkeiten und ein Gefühl des “Aufgenommenseins”.
Die Betreiber, ob angestellt oder selbstständig sind sehr freundlich, der ein oder andere erkennt einen wieder. Die Atmosphäre ist eigentlich immer sehr schön.
Nun ist unsere Lieblingsurlaubszeit zwischen Oktober und März, außerhalb der Hauptsaison. Natürlich ist der Stressfaktor für Euch in dieser Zeit deutlich geringer und ihr habt einfach mal Zeit für einen netten Ausstausch.
Aufgefallen ist mir, dass es zwischen den Gastronomen offentsichtlich keine Absprache über die Ruhetage gibt. Aber, solange eine Kneipe und ein Restaurant in der saisonschwachen Zeit geöffnet hat ist alles gut.
Ich muß zweimal im Jahr auf die Insel kommen um neue Kraft zu tanken und freue mich über jeden geöffneten Laden.
Liebe Grüße
Georg
PS euer InselWinkel Gin ist der Brüller!